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Stadtbaumkonzept und kommunale Anpassungsstrategien

Die Auswirkungen des fortschreitenden Klimawandels sind im urbanen Raum deutlich zu spüren. Extremereignisse, wie Starkregen und Hitze, aber auch längere Trockenperioden, wirken sich negativ auf das Klima und die Lebensbedingungen einer Stadt aus. Viele Kommunen begegnen diesen Herausforderungen und erarbeiten Planwerke und Konzepte zur kommunalen Klimaanpassung. Ein wichtiger Baustein innerhalb der Anpassungsstrategie ist das kommunale Grün. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Stadtbaumbestand, d. h. dem kommunalen Großgrün. Bäume sind herausragend wichtig, um die Lebensqualität in der Stadt zu steigern und auch künftig zu gewährleisten. Vor allem während sommerlicher Strahlungswetterlagen tragen sie erheblich zur Kühlung der Stadt bei, indem sie urbane Oberflächen beschatten und deren Aufheizung minimieren, Wasser verdunsten und darüber gleichzeitig die Umgebungsluft kühlen und befeuchten. Stadtbäume reduzieren auf diese Weise die Ausbildung der urbanen Wärmeinsel (engl.: urban heat island) und erfüllen darüber hinaus eine Vielzahl weiterer wertvoller Funktionen:

  • Luftqualität (Sauerstoffproduktion, Luftreinhaltung durch Schadstoff- und Staubfilterung)
  • Biodiversität (Trittsteinbiotop für Floren und Faunen, Steigerung der Artenvielfalt durch artenreichen Stadtbaumbestand bzw. -umbau)
  • Wohlgefühl (Steigerung des menschlichen Wohlbefindens durch Stadtgrün)
  • Attraktivität (Aufwertung kommunaler Räume und Infrastrukturen)

Allerdings setzen die extremen Standortbedingungen und die negativen Klimawandelfolgen (Hitze, Trockenheit, Starkregen, -wind, Schadorganismen usw.) dem Stadtbaumbestand zu. Vor allem heimischen Baumarten, wie Bergahorn und Sommerlinde, aber auch Jungbäumen leiden in Trockenperioden an Wassermangel und Trockenstress. Daher ist es empfehlenswert, das kommunale Großgrün zu schützen, zu unterstützen, zu erweitern und zu optimieren. Das Stadtbaumkonzept als gesamtstädtische, konzeptionelle Herangehensweise ist dafür ein geeignetes Planungsinstrument. Es liefert verbindliche Handlungsanleitungen für erforderliche Planungs- und Einsatzgebiete, z. B.:

Die Handlungsanleitungen und Maßnahmen werden unter Beteiligung aller relevanten Entscheidungsträger und Experten ausgearbeitet. Konflikte können so frühzeitig beigelegt und Synergien erkannt und genutzt werden. Damit verbindet das Stadtbaumkonzept die planerisch-strategische Komponente mit der Praxis. Es ist gleichzeitig ein effizientes Werkzeug für die Stadtverwaltung und befördert die qualitätsgesicherte Umsetzung von Pflege- und Baumschutzmaßnahmen. Wesentliche Bestandteile eines Stadtbaumkonzeptes sind:

  • Auswertung des Stadtbaumkatasters und Ermittlung des Status quo
  • Bewertung der vorhandenen Artenvielfalt, -verteilung
  • Bewertung der Standortbedingungen
  • Sanierungsempfehlungen vorhandener Baumstandorte
  • Empfehlung neuer Baumstandorte
  • Baumartenempfehlungsliste für Neu- und Ersatzpflanzungen für unterschiedliche Standorttypen)
  • aktuelle Hinweise zum Planungsrecht
Arbeiter mit orangen Overall gebutachtet neu Baumpflanzung am Strassenrand

Abb. 1: Am Erfurter Verkehrsknotenpunkt Gothaer Platz sollen acht unterschiedliche Birkenarten künftig einen 100-stämmigen Hain bilden. Die von Natur aus anspruchslosen Pionierbäume werden mit Tröpfchenbewässerung und unterirdischer Wasserbevorratung beim Gedeihen an diesem Extremstandort unterstützt

(Bildquelle: Gabriele Jahn/ThINK)

Je nach Größe der Kommune und Ausprägung unterschiedlicher Standortfaktoren (z. B. Klima, Boden, -verdichtung, -versiegelung, Streusalzbelastung, Ortsbild/ Gestaltung) ist es dabei empfehlenswert, Stadtgebiete mit ähnlichen Voraussetzungen voneinander abzugrenzen. Für die einzelnen Raumtypen können gezielt Listen mit Baumartenempfehlungen erstellt werden. Hierbei spielen sogenannte Klimabäume (auch Zukunftsbäume) eine zunehmend wichtige Rolle, also Baumarten, die aufgrund ihrer Eigenschaften mit den bereits eingetretenen und noch zu erwartenden Klimaveränderungen besonders gut korrespondieren dürften. Eine sinnvolle Mischung mit altbewährten Baumarten kann genutzt werden, um die Artenvielfalt im Stadtgebiet zu steigern und den Stadtbaumbestand insgesamt resilient für die Zukunft zu gestalten.

Siehe auch: Gutes Beispiel "Stadtbaumkonzept Jena"

Blick in einer Baumkrone von unten nach oben

Abb. 2: Schnurbäume bereichern die Artenvielfalt und sind widerstandsfähig

(Bildquelle: Gabriele Jahn/ThINK)
Bewertung der Maßnahme hinsichtlich wesentlicher Parameter
Spidergrafik zur Bewertung der Maßnahme mit den Parametern Wirkung, Wirtschaftlichkeit, Gestaltung, Akzeptanz, Biodiversität und Nachhaltigkeit

Erläuterung:

■  rot/orange: schlecht bzw. Verschlechterung, negativer Einfluss
■  gelb: neutral bzw. nicht relevant, kein/kaum Einfluss
■  hellgrün: gut bzw. geringfügiger positiver Einfluss
■  grün: sehr gut bzw. positiver Einfluss
■  dunkelgrün: ausgesprochen gut bzw. deutlicher positiver Einfluss

Parameter:

Wirkung: Effektivität der Maßnahme im Sinne der Klimaanpassung
Wirtschaftlichkeit: Kosten-Nutzen-Verhältnis (Initial- und Folgekosten)
Gestaltung: Raumwirkung, Beeinflussung des Lebensumfelds
Akzeptanz: Beeinflussung der Lebensqualität, mögliche Widerstände
Biodiversität: Beeinflussung der Artenvielfalt/Lebensräume
Nachhaltigkeit: Langlebigkeit/Beständigkeit, Ressourceneffizienz

Ansprechpartner

 TMIL – Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
(www.infrastruktur-landwirtschaft.thueringen.de)

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)
(www.bmu.de)

Förderung

Thüringen

Thüringer Städtebauförderungsrichtlinien (ThSt-BauFR) (https://infrastruktur-landwirtschaft.thueringen.de/unsere-themen/bau/staedtebau/staedtebaufoerderung)

KlimaInvest – Kommunale Klimaschutz- und Klimafolgenanpassungsmaßnahmen (https://www.aufbaubank.de/Foerderprogramme/Klima-Invest)

Stiftung Naturschutz Thüringen: Umweltlotterie - „Naturschutz beginnt vor der Haustür – in kleinen Schritten zu einem bunten, lebenswerten Wohnumfeld“ (https://www.stiftung-naturschutz-thueringen.de/umweltlotterie-foerderung.html)

Bund

Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH  - Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel (https://www.z-u-g.org/aufgaben/foerderung-von-massnahmen-zur-anpassung-an-den-klimawandel/)

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – Kommunen (https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Öffentliche-Einrichtungen/Kommunen/)

Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2021“ (Nationale Klimaschutzinitiative, BMU/Difu) (https://www.klimaschutz.de/wettbewerb2021)